
Entgegen der landläufigen Meinung ist Glanz kein verlässlicher Indikator für gesundes Haar. Viele Produkte erzeugen durch Silikone einen künstlichen Schein, der die wahre, oft geschädigte Struktur nur maskiert. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie die wirkliche Gesundheit Ihrer Haarfaser – die Haarfaser-Integrität – beurteilen, indem Sie die Auswirkungen von Wasserhärte, pH-Wert und Inhaltsstoffen verstehen, anstatt auf oberflächliche Symptome hereinzufallen.
Sie stehen vor dem Spiegel, das Licht fällt genau richtig und Ihr Haar glänzt. Ein gutes Zeichen, denken Sie? Seit Jahrzehnten hat uns die Werbung eingetrichtert: Glanz ist das Synonym für gesundes Haar. Wir kaufen Shampoos, die „flüssige Seide“ versprechen, und Spülungen, die für „Spiegelglanz“ sorgen. Doch in meinen über 20 Jahren als Friseurmeisterin habe ich gelernt, dass der Schein oft trügt. Ich habe unzählige Köpfe gesehen, deren Haar auf den ersten Blick perfekt aussah, sich bei der ersten Berührung aber als spröde, trocken und kraftlos entpuppte.
Das Problem ist, dass die meisten Ratschläge sich auf die Symptome konzentrieren: Spliss abschneiden, eine Glanzkur verwenden, eine Bürste für mehr Volumen nutzen. Aber was, wenn die wahre Ursache viel tiefer liegt? Was, wenn Ihr Leitungswasser, ein unausgeglichener pH-Wert oder die vermeintlich pflegenden Inhaltsstoffe in Ihren Produkten die Struktur Ihres Haares Tag für Tag untergraben? Die wahre Frage ist nicht: „Glänzt mein Haar?“, sondern: „Ist die Integrität meiner Haarfaser intakt?“
Dieser Artikel wird Sie lehren, wie eine Expertin zu denken. Wir werden die oberflächlichen Tests hinter uns lassen und eine echte strukturelle Diagnose durchführen. Sie werden verstehen, warum die Kenntnis der Haarstruktur entscheidend ist, wie Sie gängige Marketing-Mythen entlarven und wie Sie mit einfachen Mitteln die Kontrolle über die Gesundheit Ihres Haares zurückgewinnen. Es ist an der Zeit, hinter die spiegelnde Oberfläche zu blicken.
Um die wahre Verfassung Ihres Haares zu verstehen, müssen wir systematisch vorgehen. Dieser Leitfaden führt Sie durch die entscheidenden Aspekte der Haargesundheit, von der grundlegenden Anatomie bis zu den alltäglichen Einflüssen, die oft übersehen werden.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zur echten Haardiagnose
- Cuticula, Cortex, Medulla: Warum die Kenntnis dieser drei Schichten Ihre Produktauswahl revolutioniert
- Der Keratin-Schwindel: Was „flüssiges Haar“ in Ihrem Shampoo wirklich für Ihre Haarfaser tut
- Das pH-Geheimnis: Wie ein einfacher Trick aus der Küche Ihre Haarfaser versiegelt und zum Glänzen bringt
- Was eine Blondierung Ihrer Haarfaser wirklich antut: Ein Blick ins Innere
- Ist das Leitungswasser in Ihrer Stadt schuld? So erkennen und bekämpfen Sie Kalkablagerungen im Haar
- Silikone vs. Panthenol: Welche Inhaltsstoffe Ihr Haar nur maskieren und welche es wirklich pflegen
- Nicht nur Protein: Warum gesunde Fettes das Geheimnis für glänzendes, widerstandsfähiges Haar sind
- Der Spiegel-Test neu definiert: So führen Sie eine echte 30-Sekunden-Haardiagnose durch
Cuticula, Cortex, Medulla: Warum die Kenntnis dieser drei Schichten Ihre Produktauswahl revolutioniert
Bevor wir über Produkte oder Behandlungen sprechen, müssen wir verstehen, womit wir es zu tun haben. Stellen Sie sich ein einzelnes Haar wie ein Seil vor. Es besteht aus drei fundamentalen Schichten, und die Gesundheit jeder einzelnen bestimmt die Gesamtstärke. Die äußerste Schicht ist die Cuticula, auch Schuppenschicht genannt. Sie können sie sich wie eng anliegende Dachziegel vorstellen. Bei gesundem Haar liegen diese Ziegel flach, schützen das Innere und reflektieren Licht – das Ergebnis ist natürlicher Glanz.
Darunter liegt der Cortex, der Hauptteil des Haares, der ihm seine Stärke, Farbe und Elastizität verleiht. Er besteht aus langen Keratinfasern. Wenn der Cortex geschädigt ist, wird das Haar brüchig und verliert seine Spannkraft. Die innerste Schicht, die Medulla, ist nicht bei jedem vorhanden, besonders nicht bei sehr feinem Haar. Ihre Funktion ist weniger entscheidend für die sichtbare Haargesundheit.
Wenn Sie also ein Produkt auswählen, fragen Sie sich: Wirkt es nur auf die Oberfläche (Cuticula) oder dringt es tiefer ein, um den Cortex zu nähren? Ein Produkt, das nur die Cuticula mit Silikonen glättet, ist wie das Lackieren rostiger Dachziegel – es sieht kurz gut aus, löst aber das strukturelle Problem nicht. Echte Pflege zielt darauf ab, die Ziegel zu reparieren und den Cortex zu stärken. Mit einfachen Tests können Sie den Zustand dieser Schichten selbst einschätzen.
Ihr Plan zur Strukturanalyse: 3 einfache Tests für zu Hause
- Wurzel-Check: Zupfen Sie ein einzelnes Haar aus und betrachten Sie die Wurzel. Eine gesunde Wurzel hat eine sichtbare, kolbenförmige Zwiebel am Ende. Fehlt diese oder ist sie sehr klein, könnte dies ein Hinweis auf einen gestörten Wachstumszyklus sein.
- Porositäts-Test (Cuticula): Legen Sie ein sauberes, trockenes Haar in ein Glas Wasser. Sinkt es sofort, ist Ihre Schuppenschicht wahrscheinlich beschädigt und porös, sodass sie Wasser schnell aufsaugt. Schwimmt es an der Oberfläche, ist die Cuticula intakt und geschlossen.
- Elastizitäts-Test (Cortex): Nehmen Sie ein einzelnes Haar zwischen zwei Finger und ziehen Sie es vorsichtig. Gesundes Haar dehnt sich um etwa ein Drittel seiner Länge und schnellt dann wieder zurück. Reißt es fast sofort, fehlt es dem Cortex an Elastizität und wahrscheinlich an Feuchtigkeit oder Protein.
Der Keratin-Schwindel: Was „flüssiges Haar“ in Ihrem Shampoo wirklich für Ihre Haarfaser tut
Keratin ist das Modewort der Haarpflegeindustrie. Es wird als Wundermittel verkauft, das geschädigtes Haar repariert. Die Logik scheint einfach: Da unser Haar hauptsächlich aus Keratin besteht, muss die Zugabe von mehr Keratin ja gut sein. Doch hier beginnt der Mythos. Das große Problem vieler Menschen, insbesondere in Deutschland, ist die Angst vor Haarausfall. Laut Studien leiden hierzulande etwa 80 Prozent aller Männer und 50 Prozent aller Frauen unter erblich bedingtem Haarausfall. Diese Sorge macht sie zu einem leichten Ziel für überzogene Produktversprechen.
Das „flüssige Keratin“ in vielen Shampoos besteht aus hydrolisierten Proteinen. Diese Moleküle sind oft zu groß, um tief in den Cortex einzudringen und eine permanente Reparatur zu bewirken. Stattdessen legen sie sich wie ein Film auf die Cuticula. Sie füllen vorübergehend kleine Lücken in der Schuppenschicht auf und können das Haar kurzfristig glatter und kräftiger erscheinen lassen. Dies ist jedoch hauptsächlich ein kosmetischer Effekt, der sich beim nächsten Waschen wieder auswäscht. Es ist eine Art Pflaster, keine Heilung.

Echte Pflege bedeutet, dem Haar zu helfen, sein eigenes Keratin zu schützen und die Bausteine für gesundes Wachstum zu liefern. Große Keratin-Moleküle von außen sind selten die Lösung. Kleinere Moleküle wie Aminosäuren oder Peptide können effektiver sein, da sie tiefer eindringen können. Lassen Sie sich also nicht vom „Keratin“-Label blenden. Prüfen Sie stattdessen, ob ein Produkt Inhaltsstoffe enthält, die die Haarstruktur von innen heraus mit Feuchtigkeit versorgen und schützen, anstatt sie nur oberflächlich zu kitten.
Das pH-Geheimnis: Wie ein einfacher Trick aus der Küche Ihre Haarfaser versiegelt und zum Glänzen bringt
Einer der am meisten unterschätzten Faktoren für Haargesundheit ist der pH-Wert. Die Oberfläche unseres Haares und unserer Kopfhaut ist von Natur aus leicht sauer, mit einem pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5. Dieser saure Schutzmantel sorgt dafür, dass die Schuppen der Cuticula flach anliegen, was das Haar glatt macht und vor Feuchtigkeitsverlust schützt. Viele Produkte und vor allem unser Leitungswasser stören dieses empfindliche pH-Gleichgewicht.
Leitungswasser ist in der Regel neutral oder leicht alkalisch (über pH 7), um die Rohre zu schonen. Wenn Ihr Haar mit alkalischem Wasser in Berührung kommt, quillt die Schuppenschicht auf. Die „Dachziegel“ stellen sich auf, das Haar fühlt sich rau an, verhakt sich und verliert seinen Glanz. Dies wird durch viele Shampoos, die ebenfalls alkalisch sind, noch verschlimmert. Die Trinkwasserqualität in Deutschland wird streng reguliert. Wie das Maskal Kaffeerösterei in ihrem Fachbericht zur Wasserqualität erklärt:
Idealerweise sollte der pH-Wert von Trinkwasser in der Nähe von pH 7 liegen, geringe Abweichungen sind jedoch üblich und gesundheitlich unbedenklich. Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass das Trinkwasser einen pH-Wert zwischen 6,5 und 9,5 aufweisen muss.
– Maskal Kaffeerösterei, Fachbericht zur Wasserqualität und pH-Werten
Die Lösung ist verblüffend einfach: eine „saure Rinse“. Nach dem Waschen spülen Sie Ihr Haar mit einer stark verdünnten Säure. Ein Schuss Apfelessig oder Zitronensaft in einem Liter kaltem Wasser genügt. Diese Spülung neutralisiert die Alkalität, glättet die Schuppenschicht sofort und stellt das natürliche pH-Gleichgewicht wieder her. Das Ergebnis: sofort mehr Glanz und bessere Kämmbarkeit, ganz ohne teure Produkte. Gerade in Städten mit hartem Wasser ist dies ein entscheidender Schritt.
Die Wasserhärte, die oft mit einem höheren pH-Wert einhergeht, variiert stark in Deutschland. Eine saure Spülung ist daher nicht überall gleich notwendig, aber in vielen Ballungszentren eine wahre Wohltat für das Haar, wie eine Analyse der Wasserhärte in deutschen Städten zeigt.
| Stadt | Wasserhärte (°dH) | Kategorie | pH-Empfehlung für Haarspülung |
|---|---|---|---|
| München | 16 | Hart | Saure Spülung mit höherer Konzentration |
| Berlin | 19 | Hart | Saure Spülung empfohlen |
| Hamburg | 8-10 | Mittel | Milde saure Spülung |
| Frankfurt | 20 | Hart | Regelmäßige saure Spülung notwendig |
Was eine Blondierung Ihrer Haarfaser wirklich antut: Ein Blick ins Innere
Blondierungen und chemische Aufhellungen gehören zu den aggressivsten Behandlungen, denen wir unser Haar aussetzen können. Es ist kein einfacher Färbeprozess; es ist ein chemischer Eingriff, der die Haarfaser-Integrität im Kern angreift. Um das Haar aufzuhellen, muss das Peroxid die Schuppenschicht gewaltsam öffnen, um in den Cortex einzudringen. Dort zerstört es die natürlichen Farbpigmente (Melanin). Dieser Prozess ist unumkehrbar.
Die Folge: Die Cuticula bleibt oft dauerhaft aufgeraut und kann sich nicht mehr vollständig schließen. Der Cortex verliert nicht nur an Farbe, sondern auch an Proteinen und Lipiden, die für seine Stabilität entscheidend sind. Das Haar wird porös, trocken und extrem anfällig für Haarbruch. Selbst pflanzliche Alternativen haben hier ihre Grenzen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestätigt zwar die Sicherheit von reinen Pflanzenhaarfarben, doch auch hier gibt es Vorbehalte. Wie eine Analyse von Alternativen zu chemischen Färbemitteln zeigt, ist das Aufhellen mit rein pflanzlichen Mitteln nur sehr begrenzt möglich und kann zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen.
Wenn eine Blondierung unvermeidlich ist, ist ein intensiver Rettungsplan danach unerlässlich. Es geht darum, dem geschwächten Haar das zurückzugeben, was ihm chemisch entzogen wurde. Das Ziel ist Schadensbegrenzung und die Wiederherstellung eines möglichst stabilen Zustands. Dafür ist eine disziplinierte Pflegeroutine absolut notwendig.
- Feuchtigkeitspflege intensivieren: Blondiertes Haar ist extrem durstig. Verwenden Sie regelmäßig feuchtigkeitsspendende Masken und Haaröle (wie Argan- oder Mandelöl), besonders in den Spitzen, um die Geschmeidigkeit zu erhalten.
- Protein-Balance wiederherstellen: Der Cortex hat Proteine verloren. Kuren, die kleine Proteine oder Aminosäuren enthalten, helfen, die Struktur vorübergehend zu flicken. Wichtig ist die Balance: Zu viel Protein ohne Feuchtigkeit kann das Haar starr und brüchig machen.
- Hitzeschutz ist obligatorisch: Jede Anwendung von Föhn, Glätteisen oder Lockenstab ist für blondiertes Haar eine extreme Belastung. Ein hochwertiges Hitzeschutzspray ist keine Option, sondern ein absolutes Muss, um weiteren Schaden zu verhindern.
Ist das Leitungswasser in Ihrer Stadt schuld? So erkennen und bekämpfen Sie Kalkablagerungen im Haar
Wir haben bereits über den pH-Wert gesprochen, doch ein weiterer Feind lauert im deutschen Leitungswasser: Kalk. Die Wasserhärte beschreibt die Konzentration von Mineralien wie Kalzium und Magnesium. Insbesondere in Süd- und Ostdeutschland ist das Wasser oft sehr hart. Laut dem Wasserhärte-Verzeichnis Deutschland beträgt die durchschnittliche Wasserhärte hierzulande 16 °dH (Grad deutscher Härte), was bereits im harten Bereich liegt. Diese Kalk-Aggression ist ein täglicher Angriff auf Ihr Haar.
Wenn Sie Ihr Haar mit hartem Wasser waschen, lagern sich Mineralien auf der Haaroberfläche ab. Diese stumpfe Schicht verhindert, dass Licht reflektiert wird – das Haar wirkt matt und leblos. Schlimmer noch: Der Kalkfilm erschwert es pflegenden Inhaltsstoffen aus Spülungen und Kuren, in die Haarfaser einzudringen. Sie pflegen also quasi eine Kalkschicht anstatt Ihres Haares. Das Haar wird schwer, schlecht kämmbar und fühlt sich oft schon kurz nach dem Waschen wieder „belegt“ an.
Wie erkennen Sie das Problem? Ein klares Anzeichen ist, dass Ihr Shampoo schlecht schäumt. Sie benötigen mehr Produkt als üblich. Außerdem fühlt sich das Haar selbst im nassen Zustand strohig und verknotet an. Um dem entgegenzuwirken, gibt es mehrere Strategien. Die bereits erwähnte saure Rinse hilft, einen Teil der Ablagerungen zu lösen. Noch effektiver sind spezielle Tiefenreinigungsshampoos (Chelating Shampoos), die gezielt Mineralien binden und auswaschen. Diese sollten jedoch nur etwa alle 1-2 Wochen angewendet werden, da sie sehr intensiv sind.
Für diejenigen, die in Regionen mit extrem hartem Wasser leben, kann die Investition in einen Duschkopf-Filter eine Überlegung wert sein. Diese Filter reduzieren den Kalkgehalt des Wassers direkt an der Quelle und können die Haarqualität dramatisch verbessern.
Die folgende Tabelle, basierend auf Daten von einer Analyse zur Wasserhärte, gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die Auswirkungen und empfohlenen Maßnahmen.
| Härtebereich | °dH-Wert | Auswirkungen auf Haare | Empfohlene Maßnahmen |
|---|---|---|---|
| Weich | < 8,4 | Haare weich und geschmeidig | Keine speziellen Maßnahmen nötig |
| Mittel | 8,4 – 14 | Leichte Kalkablagerungen möglich | Gelegentliche saure Spülung |
| Hart | > 14 | Wenig Schaum, höhere Mineralkonzentration | Regelmäßige Tiefenreinigung, Duschfilter empfohlen |
Silikone vs. Panthenol: Welche Inhaltsstoffe Ihr Haar nur maskieren und welche es wirklich pflegen
Willkommen im Dschungel der Inhaltsstofflisten. Zwei Vertreter stehen oft im Mittelpunkt der Diskussion: Silikone, die Verteufelten, und Panthenol, der gefeierte Held. Doch um eine fundierte Entscheidung zu treffen, müssen Sie den Unterschied zwischen dem Maskierungseffekt und echter Pflege verstehen. Silikone sind Polymere, die sich wie ein feiner Film um jedes Haar legen. Sie füllen Unebenheiten der Schuppenschicht auf, machen das Haar sofort glatt, glänzend und leicht kämmbar. Das Problem: Dieser Film ist oft wasserunlöslich.
Mit jeder Anwendung lagert sich mehr Silikon an (ein sogenannter „Build-up“). Darunter „erstickt“ das Haar. Feuchtigkeit und pflegende Stoffe können nicht mehr eindringen. Langfristig wird das Haar trocken und spröde, obwohl es an der Oberfläche perfekt glatt erscheint. Es ist die ultimative Täuschung. Manchmal wird die Ursache dann fälschlicherweise in der Ernährung gesucht. Dabei zeigen Ernährungsstudien, dass ein Mangel an Vitaminen wie Biotin in unserer Gesellschaft eher selten ist; eine ausgewogene Ernährung deckt den Bedarf meist ab.
Panthenol (Pro-Vitamin B5) hingegen ist ein Feuchthaltemittel. Es ist ein sehr kleines Molekül, das in der Lage ist, in den Cortex einzudringen. Dort bindet es Wasser und hilft, die Feuchtigkeit im Haar zu speichern. Es verbessert die Elastizität und kann sogar helfen, die Haarstruktur zu stärken. Panthenol repariert nicht im Sinne von „Kleben“, sondern unterstützt die natürliche Feuchtigkeitsbalance des Haares von innen. Es maskiert nicht, es hydriert.

Das bedeutet nicht, dass alle Silikone schlecht sind. Es gibt moderne, wasserlösliche Varianten, die sich leicht auswaschen lassen und weniger problematisch sind. Für eine echte, nachhaltige Pflegewirkung sollten Sie jedoch auf Produkte setzen, deren Hauptwirkstoffe Feuchthaltemittel wie Panthenol, Glycerin oder Hyaluronsäure sind. Lesen Sie die Inhaltsstoffliste: Stehen Silikone (erkennbar an Endungen wie -cone, -conol, -xane) ganz oben, ist die Wirkung wahrscheinlich primär kosmetisch.
Nicht nur Protein: Warum gesunde Fette das Geheimnis für glänzendes, widerstandsfähiges Haar sind
Wenn es um die Ernährung für gesundes Haar geht, denken die meisten Menschen sofort an Protein und Biotin. Das ist nicht falsch, denn Haare bestehen aus Proteinen. Doch ein oft übersehener Nährstoff ist für die Widerstandsfähigkeit und den Glanz des Haares mindestens genauso wichtig: gesunde Fette. Insbesondere Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind essenziell.
Diese Fettsäuren sind ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen, auch in den Zellen der Kopfhaut und der Haarfollikel. Eine gut genährte Kopfhaut ist die Grundlage für gesundes Haarwachstum. Zudem tragen Fette dazu bei, die natürlichen Öle (Sebum) zu produzieren, die das Haar von außen schützen und ihm Geschmeidigkeit verleihen. Ein Mangel an diesen essenziellen Fetten kann zu trockener, schuppiger Kopfhaut und sprödem, glanzlosem Haar führen.
Integrieren Sie bewusst Quellen für gesunde Fette in Ihren Speiseplan. Dazu gehören:
- Fetter Fisch: Lachs, Makrele und Hering sind reich an Omega-3-Fettsäuren.
- Nüsse und Samen: Walnüsse, Leinsamen und Chiasamen sind hervorragende pflanzliche Quellen.
- Avocados und Olivenöl: Sie liefern wertvolle einfach ungesättigte Fettsäuren.
Es geht jedoch nicht nur darum, was Sie essen, sondern auch darum, das richtige Gleichgewicht für Ihren individuellen Haartyp zu finden. Die Balance zwischen Feuchtigkeit (die durch Fette und Wasser unterstützt wird) und Protein ist entscheidend, wie das folgende Beispiel zeigt.
Fallbeispiel: Die Feuchtigkeit-Protein-Balance für verschiedene Haartypen
Um das richtige Gleichgewicht zwischen Feuchtigkeit und Protein zu erreichen, ist eine individuelle Haarpflege unerlässlich. Verschiedene Haartypen wie feines, mittleres und grobes Haar haben unterschiedliche Bedürfnisse. In meinem Salon sehe ich oft, dass Kundinnen mit feinem Haar von proteinreichen Kuren profitieren, um die Struktur zu stärken und Haarbruch zu vermeiden. Im Gegensatz dazu benötigen Kundinnen mit grobem oder lockigem Haar oft deutlich mehr Feuchtigkeit und Lipide, um Trockenheit und Frizz vorzubeugen, da ihre Haarstruktur von Natur aus anfälliger für Feuchtigkeitsverlust ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Echter Glanz kommt von einer glatten, geschlossenen Schuppenschicht (Cuticula), nicht von Silikonen, die Schäden nur maskieren.
- Der pH-Wert Ihres Wassers und Ihrer Produkte ist entscheidend. Eine saure Spülung kann die Haarstruktur sofort verbessern, besonders bei hartem Wasser in vielen deutschen Städten.
- Haargesundheit ist Struktur-Gesundheit. Konzentrieren Sie sich auf die Versorgung des Cortex mit Feuchtigkeit (z.B. Panthenol) und den Schutz der Cuticula.
Der Spiegel-Test neu definiert: So führen Sie eine echte 30-Sekunden-Haardiagnose durch
Kehren wir nun zum Spiegel zurück. Nach allem, was Sie gelernt haben, werden Sie Ihr Haar nun mit anderen Augen sehen. Der 30-Sekunden-Test besteht nicht mehr nur aus einem flüchtigen Blick. Es ist eine bewusste, strukturierte Analyse, die auf Wissen basiert. Sie suchen nicht mehr nach oberflächlichem Glanz, sondern nach den wahren Zeichen der Haarfaser-Integrität.
Beginnen Sie mit dem visuellen Check: Halten Sie eine Strähne gegen das Licht. Sehen Sie einen gleichmäßigen, natürlichen Schimmer oder einen fast „plastikartigen“ Glanz, der auf einen Silikonfilm hindeuten könnte? Wirkt die Farbe über die gesamte Länge gleichmäßig oder sind die Spitzen deutlich heller und transparenter, ein Zeichen für Porosität und Proteinschaden?
Fahren Sie dann mit dem Fühl-Test fort: Nehmen Sie eine Strähne zwischen Daumen und Zeigefinger und fahren Sie von der Spitze zur Wurzel. Fühlt es sich rau und holprig an? Das sind die aufgestellten Schuppen einer beschädigten Cuticula. Fühlt es sich glatt an? Gut. Fühlt es sich *zu* glatt an, fast rutschig und unnatürlich? Das könnte der verräterische Silikonfilm sein. Gesundes Haar hat eine gewisse Textur. Ziehen Sie leicht an einem einzelnen Haar, wie beim Elastizitätstest. Spüren Sie die federnde Widerstandskraft? All diese kleinen Beobachtungen zusammen ergeben ein viel genaueres Bild als die bloße An- oder Abwesenheit von Glanz.
Sie haben gelernt, dass Haargesundheit ein komplexes Zusammenspiel aus innerer Struktur, externen Einflüssen wie der Wasserqualität in Ihrer deutschen Heimatstadt und der richtigen, ehrlichen Pflege ist. Der Spiegel ist nur Ihr Werkzeug – die wahre Expertise liegt jetzt in Ihrem Kopf und Ihren Händen.
Ihr nächster Schritt ist es, dieses Wissen anzuwenden. Beginnen Sie damit, die Inhaltsstoffe Ihrer aktuellen Produkte zu überprüfen und führen Sie eine ehrliche Bewertung des Zustands Ihrer Haare anhand dieser neuen Kriterien durch.
Häufige Fragen zum Thema Haargesundheit erkennen
Wie teste ich die Haardicke?
Feines Haar ist zwischen 0,01 und 0,04 Millimetern dick. Wenn Sie es gegen das Licht halten oder es auf einen kontrastreichen Untergrund legen, ist es kaum sichtbar. Eine gute Methode ist der Fühl-Test: Rollen Sie ein einzelnes Haar zwischen Ihren Fingern. Spüren Sie es kaum oder fühlt es sich an wie ein dünner Seidenfaden? Dann handelt es sich um feines Haar.
Was bedeutet die FIA-Methode?
Die FIA-Methode ist ein gängiges System zur Haartyp-Analyse, das auch Friseure verwenden. Es hilft, den Haartyp in drei Schritten zu bestimmen: F (Haarstruktur, z.B. glatt, wellig, lockig), I (Haardicke, z.B. fein, mittel, dick) und A (Haarvolumen oder -dichte, z.B. gering, normal, hoch). Jeder dieser Faktoren hat Unterkategorien, mit denen Sie Ihren individuellen Haartyp sehr genau definieren können.