
Entgegen der gängigen Meinung ist ein Labordiamant nicht automatisch die ethisch und ökologisch überlegene Wahl, sondern das Ergebnis eines komplexen Abwägungs-Prozesses.
- Die Energiebilanz vieler Labordiamanten ist schlechter als die von Minendiamanten, was den „ökologischen“ Vorteil in Frage stellt.
- Der Kimberley-Prozess gegen Blutdiamanten hat erhebliche Lücken, was Labordiamanten zur einzigen garantiert konfliktfreien Option macht.
- Trotz des niedrigeren Kaufpreises haben Labordiamanten praktisch keinen Wiederverkaufswert und sind keine finanzielle Investition.
Empfehlung: Fragen Sie nicht nur, ob ein Diamant im Labor gezüchtet wurde, sondern verlangen Sie absolute Produktionstransparenz bezüglich der verwendeten Energiemethode und Herkunft des Zuchtbetriebs.
Für ein modernes Paar in Deutschland, das vor der Wahl eines Verlobungsrings steht, scheint die Entscheidung auf den ersten Blick klar: Ein im Labor gezüchteter Diamant. Er verspricht dieselbe Schönheit und Härte wie ein Naturdiamant, aber zu einem Bruchteil des Preises und mit einem reinen Gewissen, frei von der Last der „Blutdiamanten“. Diese Erzählung ist einfach, verlockend und dominiert die Marketing-Botschaften der neuen Schmuckindustrie. Doch sie ist gefährlich unvollständig. Die gängige Diskussion beschränkt sich oft auf eine simple Gegenüberstellung von „gut“ (Labor) und „böse“ (Mine), ignoriert dabei aber entscheidende Nuancen, die für eine aufgeklärte Entscheidung unerlässlich sind.
Die Realität ist, dass die Wahl eines Diamanten kein simpler moralischer Schalter ist. Es ist ein komplexer Abwägungsprozess, bei dem finanzielle, ethische und ökologische Aspekte oft in direktem Widerspruch zueinander stehen. Was, wenn der „ethische“ Labordiamant einen größeren CO2-Fußabdruck hat als sein natürliches Pendant? Was bedeutet der dramatisch niedrigere Preis für den langfristigen, symbolischen Wert eines Objekts, das für die Ewigkeit bestimmt ist? Und sind die Alternativen wie Moissanit oder Saphir wirklich nur zweite Wahl oder eine eigenständige, kluge Entscheidung?
Dieser Artikel durchbricht die vereinfachten Narrative. Als Gemmologe und Wissenschaftsjournalist führe ich Sie durch die Fakten hinter den Mythen. Wir werden die Wissenschaft der Diamantenzucht, die ökonomische Realität des Marktes und die wahren ethischen Dilemmata analysieren. Ziel ist es nicht, Ihnen eine Entscheidung vorzuschreiben, sondern Sie mit dem nötigen Wissen auszustatten, um selbstbewusst die Wahl zu treffen, die nicht nur für Ihr Budget, sondern auch für Ihre Werte die richtige ist.
Um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten, beleuchtet dieser Artikel alle entscheidenden Aspekte – von der wissenschaftlichen Definition über die ethischen Fallstricke bis hin zu den ökonomischen Realitäten des Diamantenmarktes.
Übersicht: Die umfassende Analyse von Labordiamanten
- Was sind „im Labor gezüchtete Edelsteine“ und sind sie „echt“?
- Blutdiamanten gibt es immer noch: Wie der Kimberley-Prozess funktioniert und wo seine Grenzen liegen
- Ethisch vs. Ökologisch: Warum ein im Labor gezüchteter Diamant nicht automatisch nachhaltig ist
- HPHT vs. CVD: Die zwei Methoden, einen Diamanten im Labor zu züchten und was das für Sie bedeutet
- Der Preisvergleich: Sind im Labor gezüchtete Diamanten wirklich günstiger?
- Eine Investition für die Zukunft? Der Wiederverkaufswert von Labordiamanten im Check
- Die Diamant-Alternativen: Ein Leitfaden zu Moissanit, Saphir und Co
- Die neue Ethik im Schmuck: Was nachhaltige Praktiken für Sie und die Umwelt bedeuten
Was sind „im Labor gezüchtete Edelsteine“ und sind sie „echt“?
Um die Debatte zu verstehen, müssen wir zunächst eine grundlegende Frage klären: Sind im Labor gezüchtete Diamanten „echte“ Diamanten? Die wissenschaftliche Antwort ist ein klares Ja. Anders als Imitate wie Zirkonia oder Moissanit, die eine andere chemische Zusammensetzung haben, sind Labordiamanten in ihrer Essenz mit Naturdiamanten identisch. Wie Wikipedia Deutschland in seinem Artikel zum Thema Labordiamant zusammenfasst, bestehen beide aus reinem Kohlenstoff, der in einer spezifischen Kristallstruktur angeordnet ist. Sie besitzen exakt die gleichen chemischen, physikalischen und optischen Eigenschaften, einschließlich der maximalen Härte von 10 auf der Mohs-Skala.
Der einzige Unterschied liegt in ihrer Entstehungsgeschichte. Naturdiamanten entstanden über Milliarden von Jahren tief im Erdmantel unter immensem Druck und hohen Temperaturen. Labordiamanten replizieren diesen Prozess in einem kontrollierten Umfeld innerhalb weniger Wochen. Für einen Gemmologen ist der Unterschied nur mit spezialisierten Laborgeräten nachweisbar, die subtile Wachstumsmerkmale oder winzige Spurenelemente identifizieren können. Mit bloßem Auge ist eine Unterscheidung unmöglich.

Diese Identität wird durch gemmologische Zertifikate von renommierten Instituten wie dem GIA (Gemological Institute of America) oder dem IGI (International Gemological Institute) bestätigt. In Deutschland verfügt das Diamant Prüflabor in Idar-Oberstein als einziges akkreditiertes Labor nach ISO/IEC 17025:2005 über die Expertise, diese Steine zu analysieren und zu zertifizieren. Ein Zertifikat für einen Labordiamanten bewertet ihn nach den gleichen vier „C“s (Carat, Color, Clarity, Cut) wie einen Naturdiamanten, vermerkt aber dessen synthetischen Ursprung. Die Bezeichnung „echt“ ist also keine Frage der Meinung, sondern ein wissenschaftlicher Fakt.
Blutdiamanten gibt es immer noch: Wie der Kimberley-Prozess funktioniert und wo seine Grenzen liegen
Einer der stärksten Treiber für das wachsende Interesse an Labordiamanten ist der Wunsch, den Kauf von Konflikt- oder „Blutdiamanten“ zu vermeiden. Diese Diamanten stammen aus Kriegsgebieten und werden zur Finanzierung von Aufständen, Warlords oder Terrorismus verkauft. Um diesen Handel zu unterbinden, wurde im Jahr 2003 der Kimberley-Prozess (KPCS) ins Leben gerufen, ein internationales Zertifizierungssystem, das den Handel mit Rohdiamanten kontrollieren soll. Jeder Rohdiamant oder jedes Paket von Rohdiamanten muss von einem manipulationssicheren Zertifikat begleitet werden, das seine konfliktfreie Herkunft bestätigt.
Obwohl der Kimberley-Prozess den Handel mit Blutdiamanten erheblich reduziert hat, weist er entscheidende Schwächen auf. Die Definition eines „Konfliktdiamanten“ ist eng gefasst und bezieht sich ausschließlich auf Diamanten, die von Rebellengruppen zur Bekämpfung legitimer Regierungen verwendet werden. Menschenrechtsverletzungen durch staatliche Akteure, Kinderarbeit, unsichere Arbeitsbedingungen oder ökologische Zerstörung werden vom Zertifikat nicht erfasst. Es entsteht eine „Zertifizierungs-Lücke“, die dem Verbraucher eine falsche Sicherheit vorgaukelt.
Ein aktuelles Beispiel unterstreicht diese Problematik: Die EU-Sanktionen gegen russische Diamanten infolge des Ukraine-Kriegs. Obwohl die russische Alrosa-Mine, einer der größten Diamantenproduzenten der Welt, nun sanktioniert ist, umgeht diese Maßnahme oft den Kimberley-Prozess. Das Zertifikat gilt nur für Rohdiamanten. Sobald ein russischer Diamant in einem anderen Land wie Indien oder Belgien geschliffen wird, kann sein Ursprungsland verschleiert werden. Für einen bewussten Käufer in Deutschland stellen Labordiamanten somit die einzige zu 100 % garantierte Möglichkeit dar, sicherzustellen, dass ihr Kauf keine Konflikte oder sanktionierten Regime finanziert.
Ethisch vs. Ökologisch: Warum ein im Labor gezüchteter Diamant nicht automatisch nachhaltig ist
Die Garantie, konfliktfrei zu sein, macht einen Labordiamanten aus humanitärer Sicht ethisch unbedenklich. Doch „ethisch“ ist nicht gleichbedeutend mit „ökologisch“. Die Vorstellung, dass im Labor gezüchtete Diamanten per se eine umweltfreundliche Alternative sind, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Die Herstellung von Diamanten im Labor ist ein extrem energieintensiver Prozess, und die Energiebilanz ist der entscheidende Faktor für den ökologischen Fußabdruck.
Je nach Herstellungsmethode und vor allem der genutzten Energiequelle kann ein Labordiamant mehr Treibhausgase emittieren als ein geförderter Diamant. So können bei der Produktion von Labordiamanten laut Untersuchungen rund 511 kg CO2 pro Karat freigesetzt werden, während es bei natürlichen Diamanten im Durchschnitt nur 160 kg sind. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Produktionsstätten ihren Strom aus fossilen Brennstoffen wie Kohle beziehen, was in einigen der großen Produktionsländer wie China oder Indien häufig der Fall ist. Der massive Landverbrauch und die Zerstörung von Ökosystemen durch den Bergbau entfallen zwar, werden aber durch einen potenziell hohen CO2-Ausstoß ersetzt.
Allerdings gibt es auch hier eine positive Entwicklung hin zur Produktionstransparenz. Einige Hersteller haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Ein führendes Beispiel ist die Diamond Foundry, deren Partner in Deutschland die DIAVON GmbH ist. Die Diamond Foundry war der weltweit erste Diamantenhersteller, der als CO2-neutral zertifiziert wurde, da er seine Produktion ausschließlich mit erneuerbaren Energien betreibt. Für den Verbraucher bedeutet das: Die pauschale Annahme „Labor = grün“ ist falsch. Es ist unerlässlich, den Hersteller und dessen Energiequellen zu hinterfragen, um eine wirklich nachhaltige Wahl zu treffen.
HPHT vs. CVD: Die zwei Methoden, einen Diamanten im Labor zu züchten und was das für Sie bedeutet
Um die Energiebilanz und Qualität eines Labordiamanten beurteilen zu können, ist es hilfreich, die beiden primären Herstellungsmethoden zu verstehen: HPHT (High Pressure, High Temperature) und CVD (Chemical Vapor Deposition). Beide Methoden beginnen mit einem winzigen Diamantsplitter, einem sogenannten „Keim“, führen aber auf unterschiedlichen Wegen zum Ergebnis.
Die HPHT-Methode ist die ältere der beiden und ahmt die natürlichen Entstehungsbedingungen eines Diamanten nach. Der Diamantkeim wird zusammen mit reinem Kohlenstoff in eine Presse gegeben, wo er extrem hohem Druck (über 725.000 Pfund pro Quadratzoll) und hohen Temperaturen (über 2.200 Grad Celsius) ausgesetzt wird. Der Kohlenstoff löst sich und kristallisiert langsam um den Keim herum, wodurch ein größerer Rohdiamant entsteht. Dieser Prozess ist sehr energieintensiv, kann aber in relativ kurzer Zeit große, hochwertige Diamanten produzieren.
Die CVD-Methode hingegen funktioniert eher wie ein 3D-Druck auf atomarer Ebene. Der Diamantkeim wird in eine Vakuumkammer gelegt, die mit kohlenstoffreichen Gasen (wie Methan) gefüllt und erhitzt wird. Mikrowellenenergie spaltet die Gasmoleküle, und die Kohlenstoffatome lagern sich Schicht für Schicht auf dem Keim ab. Dieser Prozess dauert länger, typischerweise 2-4 Wochen für einen Einkaräter, und erfordert eine konstante Energiezufuhr, ist aber im Vergleich zu HPHT oft weniger energieintensiv. Für Sie als Käufer ist die Methode relevant, da sie subtile Unterschiede im fertigen Stein hinterlassen kann, die auf dem Zertifikat vermerkt sind und von Experten erkannt werden können.
Checkliste: Herstellungsmethode auf dem Zertifikat erkennen
- Zertifikat prüfen: Suchen Sie nach dem Feld „Growth Method“ oder „Herstellungsmethode“, das die verwendete Technik (HPHT oder CVD) angibt.
- Einschlüsse bei HPHT: Achten Sie auf Hinweise auf metallische Einschlüsse, die von der Presse stammen können. HPHT-Steine können manchmal leicht magnetisch sein.
- Wachstumslinien bei CVD: CVD-Diamanten weisen oft parallele Wachstumsschichten auf, die unter dem Mikroskop sichtbar sind und im Zertifikat als „strain patterns“ vermerkt sein können.
- Nachbehandlungen beachten: Ein Vermerk zur Nachbehandlung (z.B. HPHT-Behandlung zur Farbverbesserung) kann ein Hinweis auf den ursprünglichen Prozess sein.
- Farbverteilung analysieren: HPHT neigt eher zu gelblichen oder bräunlich-gelben Tönen, während unbehandelte CVD-Diamanten oft eine bräunliche Tönung aufweisen, was aber durch Nachbehandlungen korrigiert werden kann.
Der Preisvergleich: Sind im Labor gezüchtete Diamanten wirklich günstiger?
Einer der überzeugendsten Aspekte von im Labor gezüchteten Diamanten ist zweifellos der Preis. Hier ist die Antwort unkompliziert: Ja, sie sind signifikant günstiger als natürliche Diamanten mit vergleichbaren Qualitätsmerkmalen. Je nach Größe, Farbe, Reinheit und Schliff können Labordiamanten zwischen 60 und 80 % günstiger sein als ihre natürlichen Pendants. Dieser Preisunterschied ermöglicht es Käufern, entweder ihr Budget erheblich zu schonen oder für das gleiche Geld einen deutlich größeren oder qualitativ hochwertigeren Stein zu erwerben.
Der Grund für diesen Preisvorteil liegt in der Lieferkette. Die Wertschöpfungskette für natürliche Diamanten ist lang und komplex: Sie umfasst Exploration, Minenbetrieb, den Verkauf von Rohdiamanten durch wenige große Konzerne (wie De Beers), den Großhandel, Schleifereien und schließlich den Einzelhandel. Jeder Schritt fügt Kosten hinzu. Die Produktion von Labordiamanten hingegen ist ein technologisch skalierbarer Prozess. Sie überspringt die gesamte Bergbau- und Explorationsphase, was zu einer deutlich schlankeren und kostengünstigeren Lieferkette führt. Mit fortschreitender Technologie und zunehmendem Wettbewerb unter den Herstellern ist es wahrscheinlich, dass die Produktionskosten und damit die Endkundenpreise weiter sinken werden.
Der folgende Vergleich, basierend auf Branchendurchschnittswerten, illustriert die potenzielle Ersparnis bei einem Kauf in Deutschland. Bitte beachten Sie, dass dies Schätzwerte sind und die tatsächlichen Preise je nach Anbieter und exakter Qualität des Diamanten variieren können.
| Karatgewicht | Naturdiamant (€) | Labordiamant (€) | Ersparnis (%) |
|---|---|---|---|
| 0,5 ct | 2.500-3.500 | 800-1.200 | 65-70% |
| 1,0 ct | 6.000-10.000 | 1.800-3.000 | 70-75% |
| 2,0 ct | 20.000-35.000 | 5.000-9.000 | 75-80% |
Eine Investition für die Zukunft? Der Wiederverkaufswert von Labordiamanten im Check
Der attraktive Kaufpreis von Labordiamanten hat eine Kehrseite, die für ein so symbolträchtiges Objekt wie einen Verlobungsring von entscheidender Bedeutung ist: die Wertstabilität und der Wiederverkaufswert. Während natürliche Diamanten, insbesondere seltene und hochwertige Exemplare, über lange Zeiträume hinweg an Wert gewinnen können und einen etablierten Sekundärmarkt haben, sieht die Realität für Labordiamanten völlig anders aus.
Da die Technologie zur Herstellung von Diamanten ständig verbessert wird und die Produktionskapazitäten praktisch unbegrenzt sind, unterliegen sie nicht dem Prinzip der Knappheit, das den Wert natürlicher Diamanten stützt. Marktanalysen zeigen, dass Labordiamanten langfristig an Wert verlieren, ähnlich wie andere technologisch hergestellte Produkte. Der Wiederverkaufswert eines Labordiamanten ist heute nahezu null. Juweliere und Pfandhäuser bieten in der Regel kein Geld für gebrauchte Labordiamanten an, da sie jederzeit neue Steine zu sinkenden Preisen direkt vom Hersteller beziehen können.
Diese Tatsache wird von Branchenexperten offen kommuniziert. Die Perspektive ist klar, wie das Portal Lab-grown-diamanten.de es formuliert:
Labordiamanten sind qualitativ genauso hochwertig wie natürliche Diamanten. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass sie im Laufe der Zeit ähnlich an Wert gewinnen. Labordiamanten stellen eher keine wertbeständige Investition dar.
– Lab-grown-diamanten.de, Investitionsratgeber Labordiamanten
Für ein Paar, das einen Verlobungsring kauft, bedeutet dies eine grundlegende Entscheidung über die Natur des Wertes. Wählt man einen Labordiamanten, investiert man in den unmittelbaren symbolischen und emotionalen Wert des Schmuckstücks – die Freude am Tragen eines großen, schönen Steins – und akzeptiert, dass er keinen finanziellen Restwert besitzt. Die Entscheidung für einen Naturdiamanten ist hingegen auch eine, wenn auch spekulative, Investition in einen Sachwert, der potenziell an zukünftige Generationen weitergegeben werden kann und seinen Wert behält.
Die Diamant-Alternativen: Ein Leitfaden zu Moissanit, Saphir und Co
Die Diskussion um Diamanten – ob natürlich oder aus dem Labor – verdeckt oft die Tatsache, dass es faszinierende und legitime Alternativen gibt. Diese werden fälschlicherweise oft als „billige Kopien“ abgetan, besitzen aber ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften und eine lange Tradition in der Schmuckherstellung. Für Paare, die Individualität schätzen oder nach weiteren Preisalternativen suchen, lohnt sich ein genauerer Blick.
Moissanit ist die wohl bekannteste Diamantalternative. Es handelt sich um Siliziumkarbid, ein Mineral, das extrem selten in der Natur vorkommt und daher fast ausschließlich synthetisch hergestellt wird. Mit einer Härte von 9,25 auf der Mohs-Skala ist er fast so kratzfest wie ein Diamant. Seine bemerkenswerteste Eigenschaft ist jedoch seine Brillanz und sein „Feuer“ (die Aufspaltung des Lichts in Regenbogenfarben), die die Werte eines Diamanten sogar übertreffen. Dies führt zu einem sehr lebhaften, funkelnden Erscheinungsbild, das manche lieben, während andere es als zu „künstlich“ empfinden.
Farbige Edelsteine wie Saphire, Rubine oder Smaragde bieten eine völlig andere Herangehensweise. Anstatt einen farblosen Stein zu imitieren, zelebrieren sie Farbe und Individualität. Ein blauer Saphir zum Beispiel ist mit einer Härte von 9 sehr robust und alltagstauglich. In Deutschland und anderen europäischen Ländern haben farbige Mittelsteine in Verlobungsringen eine lange Tradition und werden nicht als günstigere Alternative, sondern als Ausdruck persönlichen Stils gesehen. Sie bieten eine Möglichkeit, sich vom klassischen Diamant-Look abzuheben.
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zwischen Diamant, Moissanit und Saphir zusammen, um eine schnelle Orientierung zu ermöglichen.
| Eigenschaft | Diamant | Moissanit | Saphir |
|---|---|---|---|
| Härte (Mohs) | 10 | 9,25 | 9 |
| Brillanz | 2,42 | 2,65 | 1,77 |
| Feuer (Dispersion) | 0,044 | 0,104 | 0,018 |
| Preis/Karat | Hoch | Niedrig | Mittel |
| Doppelbrechung | Nein | Ja | Ja |
Das Wichtigste in Kürze
- Nicht gleich grün: Ein Labordiamant ist nicht automatisch umweltfreundlich; seine CO2-Bilanz hängt vollständig von der zur Produktion genutzten Energiequelle ab.
- Ethisch unbedenklich: Labordiamanten sind die einzige 100%ig garantierte Möglichkeit, die Finanzierung von Konflikten oder sanktionierten Regimen auszuschließen, da der Kimberley-Prozess Lücken aufweist.
- Kein finanzieller Wert: Trotz des attraktiven Kaufpreises haben Labordiamanten praktisch keinen Wiederverkaufswert und sollten nicht als finanzielle Investition betrachtet werden.
Die neue Ethik im Schmuck: Was nachhaltige Praktiken für Sie und die Umwelt bedeuten
Die Debatte um Labordiamanten ist Teil einer größeren Bewegung hin zu mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in der gesamten Schmuckbranche. Eine wirklich „neue Ethik“ geht über die alleinige Betrachtung des Mittelsteins hinaus und umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Schmuckstücks. Für ein aufgeklärtes Paar bedeutet das, den Blick zu weiten und den gesamten Herstellungsprozess zu hinterfragen.
Ein Schlüsselaspekt ist das verwendete Edelmetall. Der Abbau von Gold ist, ähnlich wie der Diamantenabbau, mit erheblichen ökologischen und sozialen Problemen verbunden. Eine nachhaltige Alternative ist die Verwendung von 100 % recyceltem Gold. Dieses Gold wird aus altem Schmuck oder industriellen Resten gewonnen und in zertifizierten Scheideanstalten aufbereitet. Es hat exakt die gleiche Qualität und Reinheit wie neu abgebautes Gold, aber sein ökologischer Fußabdruck ist dramatisch geringer. Unternehmen in Deutschland, die sich dieser Praxis verschrieben haben, zeigen, dass Luxus und Verantwortung Hand in Hand gehen können.
Ein hervorragendes Beispiel für diesen ganzheitlichen Ansatz ist die Manufaktur Veynou aus Frankfurt, Deutschlands erste Boutique, die sich auf Labordiamanten spezialisiert hat. Sie kombiniert laborgezüchtete Diamanten mit ausschließlich recyceltem Gold von deutschen Partnern. Die Fertigung der Schmuckstücke in der eigenen Manufaktur in Pforzheim garantiert zudem kurze Lieferwege und transparente Handarbeit. Dieser Ansatz zeigt, wie eine moderne, ethische Schmuckproduktion aussehen kann: lokal, transparent und ressourcenschonend. Die Technologie der synthetischen Diamanten ist dabei längst etabliert, denn Schätzungen zeigen, dass bereits über 98 % des Bedarfs an Diamanten in Industriequalität durch synthetische Diamanten gedeckt wird.
Die Entscheidung für einen Verlobungsring ist heute mehr als nur eine Frage des Geschmacks und des Budgets. Es ist eine Gelegenheit, ein Statement zu setzen. Indem Sie einen Händler wählen, der transparente Lieferketten, recycelte Materialien und eine verantwortungsvolle Produktion priorisiert, treffen Sie eine Wahl, die nicht nur Ihre Liebe, sondern auch Ihre Werte widerspiegelt.
Der Kauf eines Verlobungsrings ist eine zutiefst persönliche Entscheidung. Indem Sie sich mit den hier dargelegten Fakten auseinandersetzen, sind Sie nun in der Lage, die Marketing-Slogans zu durchschauen und eine Wahl zu treffen, die auf Wissen, nicht auf Mythen basiert. Bewerten Sie die Optionen nach Ihren eigenen Prioritäten – sei es der garantierte ethische Ursprung, der ökologische Fußabdruck, der finanzielle Wert oder der Ausdruck von Individualität.
Häufige Fragen zu Diamantalternativen
Kann man Moissanit mit bloßem Auge von Diamanten unterscheiden?
Bei größeren Steinen kann die höhere Lichtbrechung von Moissanit einen ‚Regenbogen-Effekt‘ erzeugen, der bei Diamanten nicht auftritt. Die Doppelbrechung kann unter bestimmten Bedingungen schillernd erscheinen.
Warum werden Saphire in Deutschland oft als Mittelstein gewählt?
Farbedelsteine wie Saphire haben in Deutschland eine lange Tradition und werden als Zeichen von Individualität geschätzt, nicht als günstigere Alternative zu Diamanten.
Welche Tests kann ich zu Hause durchführen?
Der Beschlag-Test funktioniert: Bei echten Diamanten verschwindet der Hauch fast sofort. Professionelle Wärmeleitfähigkeits-Tester sind jedoch zuverlässiger.