Veröffentlicht am März 15, 2024

Ihre Hautprobleme sind kein Zufall, sondern eine direkte biochemische Reaktion auf spezifische Umweltfaktoren in deutschen Städten.

  • Feinstaub und HEV-Licht (blaues Licht) erzeugen oxidativen Stress auf zellulärer Ebene, was zu vorzeitiger Alterung führt.
  • Hartes Leitungswasser, besonders in Regionen wie Berlin und Thüringen, zerstört die natürliche Lipidbarriere Ihrer Haut.

Empfehlung: Der Schlüssel liegt nicht in mehr Produkten, sondern in der gezielten Stärkung Ihrer Hautbarriere mit den richtigen Wirkstoffen wie Ceramiden und Antioxidantien.

Sie leben in einer deutschen Großstadt, pflegen Ihre Haut gewissenhaft und trotzdem kämpfen Sie mit unerklärlichen Problemen: Trockenheit, die trotz reichhaltiger Creme nicht verschwindet, Rötungen, die plötzlich aufflammen, oder Unreinheiten, für die Sie sich zu alt fühlen. Sie vermuten Stress oder die Ernährung als Ursache, doch die üblichen Ratschläge wie mehr Wasser trinken oder ein neues Serum ausprobieren, führen zu keiner Besserung. Diese Frustration ist weit verbreitet und beruht auf einem grundlegenden Missverständnis der modernen Hautpflege.

Die Wahrheit ist: Ihre Haut führt einen täglichen, unsichtbaren Kampf. Als Umweltmediziner betrachte ich die Haut nicht isoliert, sondern als Frontlinie unseres Körpers im urbanen Ökosystem. Die wahren Aggressoren sind oft unsichtbar und tief in unserem Alltag in Deutschland verankert. Es geht nicht nur um allgemeinen „Stress“, sondern um konkrete, biochemische Angriffe durch Feinstaubpartikel, Kalkablagerungen aus dem Leitungswasser oder das hochenergetische Licht unserer Bildschirme. Diese Faktoren lösen in Ihrer Haut eine Kaskade an Reaktionen aus, die als oxidativer Stress und Mikro-Entzündungen bekannt sind – die wahren Wurzeln vieler Hautprobleme.

Doch wenn die Angreifer bekannt sind, können gezielte Verteidigungsstrategien entwickelt werden. Anstatt wahllos Produkte zu wechseln, müssen wir die Schutzmechanismen der Haut verstehen und sie auf molekularer Ebene stärken. Dieser Artikel dient als Ihr diagnostischer Leitfaden. Wir werden jeden unsichtbaren Feind identifizieren, seinen Angriffsmechanismus auf Ihre Haut entschlüsseln und die evidenzbasierten Gegenmaßnahmen vorstellen, mit denen Sie die Kontrolle über Ihr Hautbild zurückgewinnen.

Der folgende Leitfaden analysiert die häufigsten, aber oft übersehenen Belastungen für Ihre Haut im deutschen Alltag. Jede Sektion deckt einen spezifischen Aggressor auf und bietet Ihnen konkrete, wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze, um die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit Ihrer Haut wiederherzustellen.

Der „City-Effekt“: Was Feinstaub aus deutschen Innenstädten wirklich mit Ihrer Haut macht

Wenn wir von Luftverschmutzung sprechen, denken die meisten an die Lunge. Doch Ihre Haut ist die erste und größte Kontaktfläche. Feinstaubpartikel (PM2.5), die 20-mal kleiner sind als der Durchmesser eines Porenkanals, dringen nicht nur oberflächlich ein, sondern können sich in den oberen Hautschichten ablagern. Dort wirken sie wie Katalysatoren für die Bildung freier Radikale, was zu massivem oxidativem Stress führt. Dieser zelluläre Stress greift Kollagen- und Elastinfasern an, fördert Pigmentflecken und begünstigt Entzündungsreaktionen, die sich als Akne oder Rötungen zeigen.

Die offizielle Lage in Deutschland ist dabei trügerisch. Auch wenn laut Umweltbundesamt der NO2-Grenzwert von 40 µg/m³ nun erstmals an allen Messstationen eingehalten wurde, bedeutet das keine vollständige Entwarnung für Ihre Haut. Die Belastung durch Feinstaub bleibt bestehen und die gesundheitlichen Folgen sind gravierend, wie eine Studie der Deutschen Umwelthilfe zeigt, die allein für Berlin jährlich über 3.500 vorzeitige Todesfälle auf die hohe Feinstaubbelastung zurückführt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines aktiven Hautschutzes.

Die Verteidigung gegen diesen unsichtbaren Angriff erfordert eine strategische Kombination aus Schutz und Reinigung. Antioxidantien sind dabei Ihre wichtigste Waffe, da sie die schädlichen freien Radikale neutralisieren, bevor diese Schaden anrichten können. Eine konsequente und gründliche Abendroutine ist ebenso entscheidend, um die im Laufe des Tages angesammelten Partikel vollständig von der Haut zu entfernen.

Ihr Aktionsplan zur Abwehr von Feinstaub

  1. Morgendlicher Schutzschild: Tragen Sie jeden Morgen vor dem Verlassen des Hauses ein antioxidatives Serum auf, das Vitamin C oder E enthält. Diese Wirkstoffe neutralisieren freie Radikale direkt auf der Hautoberfläche.
  2. Barriere-Stärkung: Verwenden Sie eine Tagespflege mit Ceramiden. Diese Lipide stärken die Hautschutzbarriere und machen es für Schadstoffe schwieriger, in die Haut einzudringen.
  3. Gründliche Abend-Reinigung: Entfernen Sie abends alle Partikel mit einer milden Doppelreinigung (Double Cleansing), zuerst mit einem ölbasierten, dann mit einem wasserbasierten Reiniger.
  4. Nächtliche Reparatur: Nutzen Sie über Nacht regenerierende Masken oder Seren mit Niacinamid. Dieser Wirkstoff unterstützt die Reparatur der Hautbarriere und wirkt entzündungshemmend.
  5. Saubere Luft im Schlaf: Erwägen Sie einen Luftreiniger im Schlafzimmer, um der Haut eine partikelfreie Umgebung zur Regeneration zu bieten.

Heizungsluft-Haut: Wie Sie Ihre Hautbarriere im Winter vor dem Austrocknen schützen

Im Winter wird Ihr Wohnzimmer zur Wüste. Das ist keine Übertreibung, sondern physikalische Realität. Warme Heizungsluft kann extrem wenig Feuchtigkeit speichern; die relative Luftfeuchtigkeit in deutschen Wohnräumen sinkt oft auf 20-30 %. Ein kritischer Wert, denn bereits unter 40 % Luftfeuchtigkeit beginnt Ihre Haut, exponentiell an Feuchtigkeit zu verlieren. Die trockene Luft entzieht der Haut regelrecht das Wasser, ein Prozess, der als transepidermaler Wasserverlust (TEWL) bekannt ist. Das Resultat ist eine trockene, schuppige, juckende und gerötete Haut, deren natürliche Schutzbarriere geschwächt ist.

Hier sehen Sie den direkten Kontrast zwischen einer gut durchfeuchteten und einer durch trockene Winterluft dehydrierten Hautoberfläche.

Makroaufnahme der Hautoberfläche mit sichtbaren Feuchtigkeitstropfen im Kontrast zu trockener Winterluft

Die häufigste Fehlreaktion ist, einfach eine dickere Schicht der gewohnten Feuchtigkeitscreme aufzutragen. Doch das ist, als würde man versuchen, ein löchriges Dach im Regen zu flicken, anstatt die Löcher zu stopfen. Der Schlüssel liegt in der Reparatur und Stärkung der Hautbarriere selbst. Eine intakte Barriere, bestehend aus Lipiden (Fetten), hält die Feuchtigkeit in der Haut und die Reizstoffe draußen. Im Winter benötigt Ihre Haut daher nicht nur Feuchtigkeit (z.B. durch Hyaluronsäure), sondern vor allem Lipide wie Ceramide, Cholesterin und freie Fettsäuren, um die „Mauer“ wieder aufzubauen.

Passen Sie auch Ihre Reinigungsroutine an. Zu heißes Wasser und aggressive, schäumende Reinigungsprodukte können der Haut zusätzlich wertvolle Fette entziehen und die Barriere weiter schwächen. Verwenden Sie stattdessen lau-warmes Wasser und milde, pH-neutrale oder rückfettende Reinigungslotionen oder -öle, die die Haut schon während der Reinigung pflegen.

Der Kalk-Angriff: Wie hartes Wasser aus der Leitung Ihre Haut austrocknet und was Sie dagegen tun können

Was gut für die Knochen ist, kann für die Haut eine tägliche Belastung sein: Kalzium und Magnesium. Diese Mineralien bestimmen die „Härte“ unseres Leitungswassers. In vielen deutschen Regionen ist das Wasser sehr hart, was direkte Auswirkungen auf Haut und Haare hat. Die Mineralien im harten Wasser reagieren mit den Tensiden in Reinigungsprodukten und bilden unlösliche Salze – im Grunde eine Art unsichtbarer Kalkseife. Dieser Film legt sich auf die Haut, kann Poren verstopfen und hinterlässt ein unangenehmes Spannungsgefühl.

Noch problematischer ist die chemische Wirkung: Hartes Wasser hat einen höheren pH-Wert. Der natürliche Säureschutzmantel der Haut hat einen leicht sauren pH-Wert von ca. 5,5. Der ständige Kontakt mit alkalischem, hartem Wasser stört dieses empfindliche Gleichgewicht, was die Hautbarriere schwächt und die Haut anfälliger für Trockenheit, Ekzeme und Irritationen macht. Besonders betroffen sind Metropolen, wobei eine aktuelle Erhebung zeigt, dass Berlin mit bis zu 23,9 °dH (Grad deutscher Härte) die Liste anführt, dicht gefolgt von Frankfurt am Main. Weiches Wasser hingegen, wie es in weiten Teilen Norddeutschlands vorkommt, ist deutlich schonender zur Haut.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Wasserhärte in verschiedenen deutschen Regionen und die daraus resultierenden Empfehlungen.

Wasserhärte in deutschen Regionen und ihre Hautauswirkungen
Region Wasserhärte Hautauswirkung Empfohlene Maßnahmen
Thüringen/Nordbayern Sehr hart (>20 °dH) Starke Austrocknung, Spannungsgefühl Wasserfilter, Chelating-Shampoos
Berlin/Brandenburg Hart (14-20 °dH) Moderate Trockenheit Rückfettende Reinigung
Norddeutschland Weich (<8 °dH) Minimal Normale Pflege ausreichend

Eine effektive Gegenmaßnahme sind Produkte mit sogenannten Chelatbildnern (z.B. EDTA, Phytinsäure). Diese Wirkstoffe binden die Mineralien im Wasser und verhindern so deren negative Auswirkungen auf die Haut. Auch die Installation eines Duschfilters kann in Regionen mit sehr hartem Wasser eine sinnvolle Investition sein. Nach der Reinigung ist es zudem ratsam, einen sauren Toner (Gesichtswasser) zu verwenden, um den pH-Wert der Haut schnell wieder auszugleichen.

Bildschirm-Haut: Was das blaue Licht von Handy und Laptop wirklich für Ihre Falten bedeutet

Der unsichtbare Angriff kommt nicht nur von außen, sondern auch aus unseren eigenen Händen. Smartphones, Laptops und Tablets emittieren hochenergetisches sichtbares Licht, auch als HEV-Licht oder blaues Licht bekannt. Jahrelang wurde diese Strahlung als harmlos abgetan, doch neuere Forschungen zeichnen ein anderes Bild. HEV-Licht dringt tiefer in die Haut ein als UVB- und UVA-Strahlung und kann dort, ähnlich wie Feinstaub, die Bildung von freien Radikalen massiv ankurbeln. Dies führt zu oxidativem Stress, der die Kollagen- und Elastinstrukturen der Haut schädigt.

Die Folgen sind eine Beschleunigung der Hautalterung, die Entstehung feiner Linien und Falten sowie eine Zunahme von Hyperpigmentierung, insbesondere bei dunkleren Hauttypen. Im Zeitalter von Home-Office und ständiger digitaler Vernetzung sind wir dieser Belastung oft acht Stunden oder mehr pro Tag ausgesetzt. Dieser Dauerbeschuss summiert sich über die Jahre und trägt signifikant zur extrinsischen, also von außen verursachten, Hautalterung bei.

Die Kosmetikindustrie hat auf diese neue Bedrohung reagiert. Moderne Sonnenschutzprodukte, insbesondere solche für den täglichen Gebrauch in der Stadt, enthalten daher zunehmend spezielle Filter, die auch vor diesem hochenergetischen sichtbaren Licht schützen. Wirkstoffe wie Lutein, ein aus der Tagetes-Pflanze gewonnenes Antioxidans, haben sich als besonders wirksam erwiesen, um die durch blaues Licht verursachten Schäden zu neutralisieren. Doch der Schutz beginnt schon bei einfachen Verhaltensänderungen. Aktivieren Sie den Blaulichtfilter oder Nachtmodus an Ihren Geräten, nicht nur abends, sondern wann immer möglich. Halten Sie zudem einen gesunden Abstand von mindestens 40 cm zum Bildschirm, um die Intensität der Strahlung zu reduzieren.

Sommer-Haut, Winter-Haut: Warum Ihre Pflegeroutine saisonale Updates braucht

Unsere Haut ist kein statisches Organ; sie ist ein dynamisches System, das sich konstant an seine Umgebung anpasst. Die drastischen klimatischen Unterschiede zwischen Sommer und Winter in Deutschland stellen dabei eine besondere Herausforderung dar. Eine Pflegeroutine, die im Juli perfekt funktioniert, kann im Januar völlig unzureichend sein. Der Schlüssel zu ganzjährig gesunder Haut liegt daher in der saisonalen Anpassung Ihrer Pflege, anstatt stur an den gleichen Produkten festzuhalten.

Dieser Wechsel zwischen den Jahreszeiten erfordert eine flexible Pflegestrategie, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Haut eingeht.

Geteilte Komposition zeigt Sommerhaut mit UV-Schutz und Winterhaut mit Feuchtigkeitspflege

Im Sommer, bei hoher Luftfeuchtigkeit und starker UV-Strahlung, benötigt die Haut leichtere Texturen (Gele, Fluide), die Feuchtigkeit spenden, ohne die Poren zu verstopfen. Der Fokus liegt auf einem hohen Breitbandspektrum-Sonnenschutz und Antioxidantien zur Abwehr von UV-Schäden. Im Winter hingegen, bei trockener Heizungsluft und kaltem Wind, steht die Stärkung der Hautbarriere im Vordergrund. Jetzt sind reichhaltigere Cremes mit einem hohen Anteil an Lipiden wie Ceramiden und Sheabutter gefragt, um den Feuchtigkeitsverlust zu minimieren und die Haut vor äußeren Reizen zu schützen. Diese Erkenntnis wird durch führende Experten untermauert, wie die American Academy of Dermatology betont:

Die intrinsische Hautalterung (die größtenteils genetisch bedingt ist) lässt sich nur sehr bedingt beeinflussen. Der extrinsischen Hautalterung (Umweltfaktoren und Lebensweise, die die Haut frühzeitig altern lassen) aber kann vorgebeugt und sie kann verlangsamt werden. Das heißt: Wir haben durchaus einen signifikanten Einfluss darauf, wie unsere Haut altert.

– American Academy of Dermatology, zitiert im Biotherm Anti-Aging Ratgeber

Betrachten Sie Ihre Hautpflege daher nicht als starres Regelwerk, sondern als einen Werkzeugkasten. Beobachten Sie Ihre Haut und passen Sie die „Werkzeuge“ – also Ihre Produkte und Wirkstoffe – den aktuellen klimatischen Bedingungen an.

Sonnenschutz: Der wichtigste Schritt Ihrer Routine, den 90% der Deutschen falsch machen

Wenn es einen einzigen, universell gültigen Rat in der Dermatologie gibt, dann ist es dieser: Verwenden Sie täglich Sonnenschutz. Es ist die mit Abstand wirksamste Maßnahme, um vorzeitiger Hautalterung und Hautkrebs vorzubeugen. Wissenschaftliche Untersuchungen sind hier eindeutig: Bis zu 80 % der sichtbaren Hautalterung werden nachweislich durch die Exposition gegenüber UV-Strahlen verursacht. Falten, Pigmentflecken und der Verlust der Spannkraft sind weniger eine Frage des Alters als vielmehr eine direkte Folge von kumulativen Sonnenschäden.

Der größte Fehler, der in Deutschland gemacht wird, ist der Glaube, Sonnenschutz sei nur etwas für den Strandurlaub oder sonnige Sommertage. Das ist falsch. Die für die Hautalterung hauptsächlich verantwortliche UVA-Strahlung ist das ganze Jahr über konstant vorhanden. Sie durchdringt Wolken und sogar Fensterglas. Wer also im Büro an einem Fenster sitzt oder an einem bewölkten Novembertag spazieren geht, setzt seine Haut dieser Strahlung aus. UVA-Strahlen dringen tief in die Haut ein, schädigen dort das Kollagengerüst und führen langsam, aber sicher zu Falten.

Ein weiterer verbreiteter Fehler ist die Anwendung. Die meisten Menschen tragen viel zu wenig Produkt auf, um den auf der Verpackung angegebenen Lichtschutzfaktor (LSF) zu erreichen. Die offizielle Empfehlung lautet 2 Milligramm pro Quadratzentimeter Haut, was für das Gesicht etwa einem halben Teelöffel entspricht – eine Menge, die kaum jemand im Alltag verwendet. Um diese Fehler zu vermeiden, hat die Techniker Krankenkasse (TK) klare Richtlinien für die korrekte Anwendung unter deutschen Alltagsbedingungen formuliert:

  • Verwenden Sie mindestens LSF 30 für den Alltag, auch in der Stadt und im Winter.
  • Tragen Sie die korrekte Menge von ca. einem halben Teelöffel allein für das Gesicht auf.
  • Wählen Sie immer einen Breitbandschutz, der sowohl vor UVB- als auch vor UVA-Strahlen schützt (erkennbar am UVA-Logo im Kreis).
  • Erneuern Sie den Schutz alle 2 Stunden, wenn Sie sich direkt in der Sonne aufhalten, schwitzen oder schwimmen.
  • Vergessen Sie kritische Bereiche wie Ohren, Nacken, Lippen und Handrücken nicht.

Psychodermatologie: Wie Stress, Angst und Sorgen Ihr Hautbild direkt beeinflussen

Die Haut wird oft als Spiegel der Seele bezeichnet – ein Sprichwort, das die moderne Wissenschaft der Psychodermatologie eindrücklich bestätigt. Es besteht eine direkte und bidirektionale Verbindung zwischen unserem Gehirn und unserer Haut, die sogenannte „Haut-Gehirn-Achse“. Chronischer psychischer Stress, ob durch beruflichen Druck, private Sorgen oder Ängste, versetzt den Körper in einen permanenten Alarmzustand. Dies führt zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol.

Ein konstant erhöhter Cortisolspiegel hat verheerende Auswirkungen auf die Haut: Er fördert Entzündungsprozesse im ganzen Körper, was bestehende Hauterkrankungen wie Akne, Rosazea oder Ekzeme verschlimmern kann. Gleichzeitig schwächt Cortisol die Hautbarriere, macht sie durchlässiger für Reizstoffe und anfälliger für Feuchtigkeitsverlust. Es kann sogar die Talgproduktion anregen und so zu Unreinheiten führen. Stress hinterlässt also nicht nur ein Gefühl der Anspannung, sondern messbare, negative Spuren auf Ihrer Haut.

Dieser Zusammenhang wird verstärkt, wenn psychischer Stress auf umweltbedingten Stress trifft. Der renommierte Dermatologe Dr. Eckart Voss fasst diese unheilvolle Allianz treffend zusammen:

Umweltverschmutzung ist ein weiterer wichtiger Faktor, der die Hautalterung beschleunigt. Freie Radikale, die durch Feinstaub in der Luft in Kombination mit Sonnenlicht entstehen, können oxidativen Stress verursachen und zu frühzeitiger Hautalterung führen.

– Dr. Eckart Voss, Hautalterung-Einflussfaktoren reduzieren

Die Lösung liegt daher nicht nur in der Hautpflege, sondern auch im aktiven Stressmanagement. Techniken wie Meditation, Yoga, autogenes Training oder auch regelmäßige Bewegung in der Natur können nachweislich den Cortisolspiegel senken und Entzündungsreaktionen im Körper reduzieren. Dies als „Wellness“ abzutun, greift zu kurz; es ist eine medizinisch relevante Intervention, um den Teufelskreis aus Stress und Hautproblemen zu durchbrechen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Urbane Aggressoren wie Feinstaub, hartes Wasser und blaues Licht verursachen oxidativen Stress und schwächen die Hautbarriere.
  • Täglicher, korrekt aufgetragener Breitband-Sonnenschutz ist die effektivste Einzelmaßnahme gegen vorzeitige Hautalterung.
  • Die Lösung liegt nicht in mehr Produkten, sondern in einer gezielten Routine mit Wirkstoffen (Antioxidantien, Ceramide, Niacinamid), die die hauteigenen Abwehrkräfte wiederherstellen.

Die Festung Ihrer Haut: Warum die Stärkung Ihrer Hautbarriere der wichtigste Schritt zu gesunder Haut ist

Nachdem wir die einzelnen Angreifer – von Feinstaub bis zu psychischem Stress – analysiert haben, wird ein zentrales Muster deutlich: Fast alle externen Faktoren zielen auf eine einzige Schwachstelle ab: Ihre Hautbarriere. Diese äußerste Schicht Ihrer Haut, auch Lipidmantel genannt, ist keine passive Hülle, sondern eine hochkomplexe, lebendige Festung. Sie besteht aus Hautzellen (den „Ziegelsteinen“) und einer speziellen Mischung aus Lipiden wie Ceramiden, Cholesterin und Fettsäuren (dem „Mörtel“). Diese Festung hat zwei überlebenswichtige Aufgaben: Sie hält Feuchtigkeit im Inneren und schädliche Einflüsse von außen ab.

Alle in diesem Artikel besprochenen Aggressoren – Umweltgifte, falsche Reinigung, UV-Strahlung – greifen diesen „Mörtel“ an. Sie waschen wertvolle Lipide aus, stören den sauren pH-Wert und machen die Barriere durchlässig. Das Resultat ist eine Haut, die nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu schützen. Die logische und nachhaltigste Lösungsstrategie ist daher nicht, immer wieder neue Symptome zu bekämpfen, sondern die Festungsmauer von Grund auf neu aufzubauen und zu stärken.

Dafür müssen Sie Ihrer Haut die Bausteine zurückgeben, die ihr entzogen wurden. Die moderne Wirkstoffkosmetik bietet hierfür ein gezieltes Arsenal, das in fast allen deutschen Drogerien und Apotheken verfügbar ist.

Wirkstoffe zur Stärkung der Hautbarriere
Wirkstoff Funktion Empfohlene Konzentration Verfügbarkeit in Deutschland
Ceramide Lipidbarriere stärken 0,1-2% DM, Rossmann, Apotheken
Niacinamid Entzündungshemmend 5-10% Weit verbreitet
Urea Feuchtigkeitsbindend 5-10% Apotheken, Drogerien
Hyaluronsäure Wasserspeicher 0,1-2% Überall erhältlich

Während Sie Ihre Hautbarriere aktiv stärken, arbeitet die Politik im Hintergrund daran, die Umweltbelastungen zu reduzieren. Die EU hat sich auf neue Grenzwerte ab 2030 geeinigt, die unter anderem die erlaubte Jahresmittelkonzentration für Stickstoffdioxid (NO₂) auf 20 µg/m³ und für Feinstaub (PM2.5) auf 10 µg/m³ senken. Dies ist ein wichtiger Schritt, doch bis dahin und auch danach bleibt der individuelle Schutz Ihrer Haut eine unersetzliche tägliche Aufgabe.

Letztlich ist eine gesunde Haut das Ergebnis einer starken Verteidigung. Setzen Sie auf den Wiederaufbau Ihrer hauteigenen Festung, um langfristig widerstandsfähig zu bleiben.

Hören Sie auf, im Dunkeln zu tappen und einzelne Symptome zu bekämpfen. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Haut als das zu sehen, was sie ist: ein Organ im ständigen Austausch mit seiner Umgebung. Analysieren Sie die spezifischen Herausforderungen Ihres Alltags in Deutschland und bauen Sie eine intelligente, widerstandsfähige Pflegeroutine auf, die Ihre Haut nicht nur pflegt, sondern aktiv verteidigt.

Fragen und Antworten zum Schutz der Haut

Ab welcher Luftfeuchtigkeit wird es kritisch für die Haut?

Unter 40% relativer Luftfeuchtigkeit beginnt die Haut verstärkt, Feuchtigkeit an die Umgebung abzugeben. In stark beheizten Innenräumen, wie sie im deutschen Winter üblich sind, liegt die Luftfeuchtigkeit oft bei nur 20-30%, was für die Haut extremen Stress bedeutet.

Sollte man im Winter reichhaltigere Cremes verwenden?

Ja, unbedingt. Im Winter benötigt die Haut mehr Lipide (Fette), um die durch Kälte und trockene Luft geschwächte Hautbarriere zu reparieren. Ein Wechsel von leichten Lotionen zu reichhaltigen Cremes mit einem höheren Anteil an Ceramiden, Sheabutter oder anderen Fetten ist daher sehr zu empfehlen.

Wie oft sollte man im Winter das Gesicht waschen?

Reduzieren Sie die Reinigung auf das Nötigste, also maximal zweimal täglich. Verwenden Sie lauwarmes statt heißes Wasser und ausschließlich milde, pH-neutrale oder rückfettende Reinigungsprodukte, um die Hautbarriere nicht zusätzlich zu schwächen und ihr wertvolle Lipide zu entziehen.

Geschrieben von Lukas Brandt, Lukas Brandt ist ein Kosmetikchemiker aus Heidelberg mit 10 Jahren Erfahrung in der Produktentwicklung für dermatologische Hautpflege. Seine Expertise liegt in der wissenschaftlichen Analyse von Inhaltsstoffen und deren tatsächlicher Wirkung auf die Hautbarriere.